1871 - 1918

Herr Lehrer Christian Mühlfeld schrieb über den Verein folgendes:

„Ferdinand Wilhelm Malsch, ein tüchtiger Musiker, hatte es verstanden, seine Mitglieder für den mehrstimmigen Männerchorgesang zu begeistern und auch damals beliebte, aus mehreren Nummern bestehende Werke, von J. Otto aufgeführt. 1868 übernahm ich den Verein, welcher nur aus Ortsansässigen zusammengesetzt war".

 

Die Stimmführer kannten notdürftig die Noten, doch Intervallkenntnis fehlte. Man richtete sich beim Treffen einfach nach der größeren oder der kleinen Entfernung der Noten, die bei einigen Nachhelfen auch richtig erfasst wurden. Den Tenören fehlte die natürliche Brusthöhe (man fispelte). Den Bässen fehlte die Tiefe, den Mittelstimmen die Sicherheit in der Tonführung.

 

Bei Auswahl der Lieder musste darauf Rücksicht genommen werden, schwierige Stücke waren überhaupt ausgeschlossen, da wohl das Wollen bei den Sängern vorhanden war, es aber bei den Können oft haperte. Doch Dirigent und Sänger besaßen die nötige Geduld, so dass alljährlich eine oder mehrere Abendveranstaltungen durchgeführt werden konnten.

Es wurden auch im Sommer Sängerausflüge veranstaltet.

 

F.W. Malsch hat mit dem Verein, der nacheinander im Goldenen Hirsch, bei Heym und in A. Hopf's Gastwirtschaft (Klosterbräu) Proben abhielt, recht angenehme Stunden verlebt. Dem Singen folgte gewöhnlich noch zwanglose Plauderei.

 

Stolz war der Verein, als 1882 Herzog Georg durch Vermittlung des Vorstandes Herrn Christoph Möller erlaubte, ihm bei seiner Villa „Feodora" ein Abendständchen bringen zu dürfen und darauf seine Befriedigung über das Gehörte aussprach.

 

Im Jahre 1883, als der von Herrn Mühlfeld nicht lange vorher übernommene Kirchenchor, dem die Vereinsmitglieder als Männerstimmen angehörten, dem Herzog und seiner Gemahlin ebenfalls vor der Villa „Feodora" einige Lieder vorsingen durften, war der Jubel groß.

 

Die gesanglichen Vorträge gaben die Veranlassung, dass Herzog Georg II. Herrn Mühlfeld als Nachfolger von Bernhard Müller am 1.5.1884 nach Salzungen als Kirchenmusikdirektor bestimmte. Herr Mühlfeld war dann noch viele Jahre herzoglicher Kirchenmusikdirektor in Meiningen.

 

Im Jahr 1884 übernahm dann Herr Lehrer Haundorf die Dirigentenstelle. 1891 war dann Lehrer Albin Schmidt Dirigent des Vereins und Herr Wilhelm Munkel wurde als Vorsitzender gewählt. Die Protokolle von 1884 - 1891 waren verloren gegangen.

 

1891 wurden die Statuten neu abgefasst und durch Unterschrift der Mitglieder genehmigt. Dabei wurde Herr Gustav Ötzel als II. Vorsitzender und Herr Wilhelm Hopf als Rechnungsführer gewählt. Fahnenträger wurde Herr Ernst Luck, Protokollführer war ebenso der Dirigent Herr A. Schmidt.

 

Aus dem Protokoll ist eine heitere Schlittenfahrt erwähnenswert. Am 25.1.1891 um 12:30 Uhr versammelten sich die Sänger im Vereinslokal „Goldener Hirsch" und Schlag 13:00 Uhr erfolgte die Abfahrt auf 2 Pferdeschlitten. Das einsetzende Tauwetter ermöglichte dennoch eine Fahrt bis Trusen, wo eine kurze Rast eingelegt wurde. Die Fahrt ging weiter bei ständig schlechter werdenden Bahnverhältnissen und unterhalb der Winne fuhren die beiden Schlitten fest. Die Insassen mussten zu Fuß weiter ziehen und die Pferdeschlitten nutzten am Straßenrand den Restschnee als Fahrspur. Dennoch konnte dieses unliebsame Vorkommnis den Humor keinesfalls trüben, zumal einige des Weges kommende Mädchen auf die Frage ob es da unten mehr Schnee gäbe die witzige Antwort gaben: „He mötten üch süch!" (ihr müsst ihn euch suchen). So ging es dann halb zu Fuß und halb zu Schlitten zunächst bis Herrenbreitungen, wo längere Zeit Rast gemacht wurde. Auch wurden Lieder gesungen. Dieselben Bahnverhältnisse fanden wir schließlich weiterfahrend bis Barchfeld vor, wobei unterwegs humorvolle Begebenheiten sich auftaten, dass durch den starken Wind etliche Hüte im Tauwasser aufgefischt werden mussten.

 

So langte schließlich die Gesellschaft bei dunkler Nacht in Barchfeld an und bei Kaspar Jung (Mitbegründer des Vereins) im Gasthaus „Zur Sonne" wurde nochmals Rast gemacht, welche ziemlich lange ausgedehnt war. Der Abschluss des Ausfluges fand im Vereinslokal „Goldener Hirsch" statt.

 

Am Sonntag, dem 4.5.1891 bekam der neu zugezogene Dr. Fülles ein Abendständchen gesungen.

 

Am 16.5.1891 trat der Verein aus dem Kreissängerbund „Concordia" aus. Am 12.12.1891 zum Weihnachtskonzert im „Goldenen Löwen" sang erstmalig ein neu gegründeter gemischter Chor sowie das vereinseigene Doppelquartett mit.

 

Am 2.1.1892 werden Herr Wilhelm Munkel als 1. Vorsitzender, Herr Gustav Ötzel als 2. Vorsitzender, Herr Wilhelm Hopf als Rechnungsführer gewählt.

Am Donnerstag, dem 18.2.1892 Ständchensingen für Hotelier Schmidt, welcher in sein Hotel einzog.

 

Am Pfingstsonntag 5. Juni 1892 unternahm der Verein einen Sängerausflug auf einem Leiterwagen, gezogen von zwei Pferden, nach Eisenach, über Ruhla, Wutha und heimwärts über die Hohe Sonne.

 

Am 11.1.1893 übernimmt Kantor Knieling aus Steinbach den Verein, da Dirigent Albin Schmidt nach Steinbach versetzt wird.

 

Am 4.2.1893 wird zum Stiftungsfest des Schützenvereins gesungen.

Zuvor hatte der Verein noch eine Fotografie vom damaligen Fotograf Stele im Apfel'schen Garten, jetzt Wohnhaus von Gunnar Walter, machen lassen.